Ich werde immer wieder gefragt: „Bahd'or – wo nimmst du deine Inspiration her?“ Auch wenn das die offensichtlichste Frage an einen Künstler ist, finde ich sie doch am schönsten. Ich würde gerne eine kurze, direkte Antwort geben, aber das würde einfach nicht die Wahrheit dahinter widerspiegeln.

Meine Hauptinspiration kommt nämlich gar nicht von mir selbst. Sondern von etwas, das ich „von da oben“ nenne. Manche würden es kosmischen Ether, die Urquelle oder Gott nennen. Die Ideen kommen einfach. Meistens dann, wenn ich nicht das tue, was ich gerade tun sollte. Also nicht, wenn ich designe, sondern in einem Moment, der scheinbar nichts damit zu tun hat. Oder in einer Situation, die mich aufhorchen lässt.

Ich habe schon immer die kleinen Dinge wahrgenommen – bei Menschen, in der Kunst, in der Natur. Die Inspiration für die Keychain Bag kam ehrlicherweise schon oft. Nur war ich zu beschäftigt, sie zu erkennen. Es war eine sich immer wiederholende Situation. Richtig bewusst wurde es mir, als ich in einem Café in der Schlange stand.

Eine Frau war vor mir und wollte bezahlen. Sie kramte in ihrer Handtasche herum – und hörte gar nicht mehr auf. Sie suchte und suchte ihre Brieftasche. Die Barista wurde schon nervös, da die Schlange immer länger wurde. Schließlich fand sie ihre Brieftasche. Doch als sie sie herauszog, fielen Kleingeld, Schlüssel und einiges mehr heraus. Sie war peinlich berührt – und das tat mir leid. Als ich mich hinkniete, um beim Aufsammeln zu helfen, nahm ich ihren Schlüssel und gab ihn ihr. Sie hielt dann beides in der Hand: Schlüssel und Brieftasche.

Das war die direkteste Inspiration, die ich je hatte. Schlüssel + Brieftasche in einer Hand – come on! 😄 Ich ging mit meinem Kaffee zurück ins Atelier und fing an, in mein Notizbuch zu kritzeln: Ein Schlüsselanhänger, der gleichzeitig eine Mini-Brieftasche ist. Doch viel mehr als das. Diese kleine Tasche ist eine Befreiung. Sie zwingt dich, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren: deinen Schlüssel, deine Karten, deinen Lippenstift oder Lipgloss. Und sie schenkt dir absolute Souveränität, wenn es drauf ankommt. Sie ist für den Moment, in dem du weißt, dass du nichts weiter brauchst als das, was du schon in dir trägst.

Als ich mit der Zeichnung fertig war, machte ich mich an die „Pappen“ – so nenne ich das, was korrekt ein Schnittmuster ist. Für mich war die perfekte Größe entscheidend. Normale Schlüsselanhänger sind so lang wie gängige Schlüssel. Für Karten oder einen Lippenstift fehlt da eindeutig der Platz. Ich probierte mehrere Tage, bis alles passte und die Keychain Bag genug Platz bot.

Dann ging es ans Design. Natürlich durften die BAHD'OR-Flügel nicht fehlen – mein Logo ist eine Libelle in einem Diamanten (dazu erzähle ich another time mehr). Das Material war auch klar: echtes Leder, kein PU. Denn PU sieht bei so viel Einsatz (wie bei einem Schlüsselanhänger-Portemonnaie) schnell abgenutzt aus. Leder hingegen wird mit der Zeit geschmeidiger und bekommt Charakter. Qualität ist für mich unverhandelbar – egal ob große Tasche oder kleines Accessoire.

Um dem Material trotz der kleinen Fläche eine besondere Note zu geben, entschied ich mich für die Krok-Optik. Eine kleine Tasche unter dem Logo und eine weitere auf der Rückseite für Kleingeld oder Belege vollendeten das Design mit Funktion.

Am Ende standen 6 Farben: Schwarz, Weiß, Beige, Dunkelgrün, Dunkelrot und Pink. Als die ersten Modelle fertig waren, nahm ich die schwarze Keychain Bag für mich selbst. Fast zeitgleich wurde mir ein Portemonnaie geschenkt. Das Portemonnaie liegt seitdem in meiner Schublade.

Ich trage bis heute die BAHD'OR Keychain Bag in Schwarz – und ehrlich gesagt frage ich mich, wie ich vorher ohne sie ausgekommen bin.

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